Über Dornröschen und das Visum

 

 

Ihr kennt doch bestimmt das Märchen von Dornröschen von den Gebrüdern Grimm, oder?

 

Da gibt es diese eine superfrustrierende (und ja auch romantische, aber das tut jetzt nix zur Sache) Stelle, wo der Prinz vor der riesigen, undurchdringbaren Dornenhecke steht und sich sehr lange durch diese durchkämpfen muss, um an die angebetene Prinzessin zu kommen...

 

Nun ja, so fühle ich mich auch manchmal, nur dass meine ersehnte Prinzessin das bolivianische Visum ist und die Dornenhecke durch zig Behörden ersetzt wird. Ich frage mich allerdings ob mir die Dornenhecke nicht lieber wäre, der müsste ich immerhin nicht jede fünf Meter meine Fingerabdrücke geben...

 

 

 

 

Apropo Fingerabdrücke. Ich sorge hier am laufenden Band für Ratlosigkeit in den Augen wichtig aussehender Beamten vom Militär(anstatt, dass sich mal jemand über drei Finger weniger freut, ist auch tintensparend). Mein Favorit war der nette Mann von Interpol, der wohl Jedem die gleiche Menge an Tinte zukommen lassen wollte und so gleich mein ganzes rechtes Händchen anpinselte...

 

Aber ok, ich muss fair bleiben! Auch für die Kinder in meinem Projekt bin ich eine kleine Sensation . Doch das ist das schöne an Kindern, sie fragen einfach mal nach, wenn sie was nicht kennen oder verstehen (und pinseln nicht einfach alles an...). Jetzt kriege ich ab und an ein Küsschen aufs Händchen, weil es ja so süß ist und dann ja vielleicht auch noch der ein oder andere Finger nachwächst. Ja ich muss sagen, mir sind die Kleinen alle schon echt ans Herz gewachsen!

 

 

 

Das Miteinander und der Zusammenhalt fällt mir immer wieder und auch immermehr in meinem Projekt auf. In der Mensa helfen die Großen, wie selbstverstänlich, den Kleineren beim Essen und achten darauf, dass keine Essensschlacht entsteht, um den Erziehern ein bisschen unter die Arme zu greifen. Außerdem wurde ich überall, in jedem Kurs und jeder Gruppe, mit offenen Armen und breitem Grinsen empfangen. Ein echt tolles Gefühl, das ich so nicht immer kannte. Ich freue mich schon super darauf diesen verrücken (und sehr liebenswerten) Haufen noch besser kennen und schätzen zu lernen!

 

 

 

Ich wohne jetzt auch seit kurzen Zeit in einer Gastfamilie in Achumani. Und auch hier kann ich nur von Gastfreundlichkeit und Wärme erzählen. Zu meinem großen Glück liebt die Familie gutes Essen genauso wie ich und macht mir bei jedem Essen bewusst, dass ich ja so dünn bin und ruhig noch mehr essen soll. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich die Hosen in zwei Nummern größer mitgenommen habe, Respekt an mein Vergangenheits-Ich für diesen genialen und bald wohl auch nötigen Einfall.

 

 

 

Ich kann mich nur wiederholen, ich bin faziniert von La Paz und den Menschen hier und auch wenn ich fingertrommelnd (nur mit zweien, versteht sich) auf mein Visum warte und eine schwarz bepinselte Hand habe, hat der Beamte mich super freundlich angegrinst während er seinen Tintevorrat verschwendet hat! Ich sag ja, ich mag die Leute und das Land hier!

 

 

 

Hasta pronto,

 

 

 

Lara

 

 

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